Wer kennt es nicht: Lieferfahrzeuge blockieren nahezu permanent den rechten Fahrstreifen in unseren Metropolen, ebenso wie Busspuren und Radwege. Das verursacht Verkehrsstaus und gefährdet schwächere Verkehrsteilnehmer. Der Bedarf an Raum für Be- und Entladevorgänge ist enorm, und mit der Zunahme des Onlinehandels und der Notwendigkeit schneller Lieferungen wächst der Druck auf die urbanen Verkehrsnetze.
Doch was, wenn der Lieferverkehr digital überwacht und gesteuert wird, sodass die verfügbaren Parkkapazitäten realitätsnah und effizient unter den interessierten Lieferfahrzeugen aufgeteilt werden? Diese digitale Lieferzonen-Revolution setzte die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart in einem Pilotprojekt um. Über mehrere Monate erprobte die Stadt in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut, dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement und dem spanischen Technologie- und Plattformanbieter ParkUnload SL zwischen 2020 und 2022 die Verkehrsinnovation.
Doch wie genau funktionierte das Smart-Zone-Projekt, das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert wurde? Die entwickelte App vernetzt Lieferdienste über Sensoren direkt mit dem Straßengeschehen und ermöglichte es ihnen, freie Lieferzonen zu identifizieren und ihre Ankunft in diesen Zonen über Bluetooth in der App zu kommunizieren. So sind alle Beteiligten informiert, Routenplanungen werden effizienter, das Parken in zweiter Reihe wird reduziert, der Verkehrsfluss verbessert sich. Ines Aufrecht, Abteilungsleiterin für Zukunftsprojekte der Landeshauptstadt Stuttgart, erklärt: „Das Projekt hat sich pilothaft mit der Digitalisierung von Lieferzonen der Landeshauptstadt Stuttgart beschäftigt und erprobt, ob eine Digitalisierung machbar und wirtschaftlich ist und zu stadtverträglicheren Lieferverkehren führen kann.“
Über die praktischen Vorteile hinaus bot das Projekt der Stadtverwaltung wertvolle Daten, um urbane Flächen besser zu nutzen und logistische Brennpunkte zu identifizieren. Die gesammelten digitalen Informationen gaben neue Einblicke in die Struktur des Wirtschaftsverkehrs – von der Anzahl und Art der Fahrzeuge über die vertretenen Branchen bis hin zu den transportierten Gütern.
Diese Ergebnisse sind heute interessant für die Stadtplanung und die Entwicklung von Maßnahmen zur Luftreinhaltung, die letztendlich allen Stadtbewohnern zugutekommen. „Für alle Städte, die sich mit dem Thema Digitalisierung von Lieferzonen befassen wollen, um die Lieferverkehre effizienter und damit stadtverträglicher zu gestalten, sind die gewonnenen Erkenntnisse wertvoll“, sagt Ines Aufrecht.
Das Smart-Zone-Projekt in Stuttgart birgt laut Initiatoren das Potenzial, die urbane Mobilität grundlegend zu transformieren. Durch die Schaffung intelligenter Lade- und Lieferzonen kann eine solche digitale Herangehensweise Verkehrsprobleme in Nebenstraßen und Fußgängerzonen mindern, die sonst den Fahrradverkehr und das Stadtbild negativ beeinflussen. Ein verbessertes Parkraummanagement und die Fokussierung auf ein effizientes Ladezonenmanagement würden dann dazu beitragen, die durch Falschparker verursachten Probleme zu verringern.
Das in Deutschland bis dahin einmalige Projekt kann ein Vorbild auch für andere Städte in Deutschland sein, den Verkehr mit Hilfe digitaler Werkzeuge zu revolutionieren. Die Ergebnisse bieten eine Basis für ein standardisiertes digitales Management von Lieferzonen und die Sammlung wichtiger Verkehrsdaten, die helfen, nachhaltige Lösungen für urbane Herausforderungen zu schaffen.
aus dem Projekt einen Standard zu machen. „In Zusammenarbeit mit dem lokalen Handel und Gewerbe sowie den beteiligten Lieferdienstleistern haben wir durch das Projekt tiefere Einsichten in die Lieferprozesse und die Anliefersituation vor Ort erhalten, aber auch aufgezeigt bekommen, dass mit den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen der Reservierung von Lieferzonen enge Grenzen gesetzt sind“, verrät Ines Aufrecht.
Projektleiterin Rebecca Litauer vom Fraunhofer-Institut sagt in einer Pressemitteilung: „Es ist nicht Aufgabe der Kommunen, die finalen Technologien bereitzustellen, aber Kommunen können die geeigneten Rahmenbedingungen setzen. Eine gelungene Umsetzung setzt aus Sicht der Forscherinnen und Forschern voraus, dass alle verantwortlichen Akteure mit einbezogen werden, also Lieferdienste, Ämter, Forschungsinstitute, Gewerbetreibende und Bürger.“
Trotz der erfolgreichen Umsetzung in Stuttgart wird dort aktuell noch geprüft, ob das als Dauerlösung infrage kommt. Ines Aufrecht: „In welchem Umfang Stuttgart dieser Empfehlung folgen wird, ist aktuell noch offen.“
In anderen Ländern konnten ähnliche Projekte final umgesetzt werden: In europäischen Metropolen wie Wien und Lissabon sind bereits erweiterte Verkehrsüberwachungs- und Steuerungssysteme etabliert, die im Rahmen von Pilotprojekten implementierte dynamische Verkehrsmanagementsysteme nutzen.
wo digitale Lieferzonen mit ParkUnload SL und Bluetooth-Technologie zur Parkraumkontrolle eingeführt wurden, bestätigen die Vorteile dieser Ansätze. Solche Systeme haben zu einer Reduzierung von Fehlbelegungen und rechtswidrigem Parken geführt und den Verkehrsfluss sowie die Emissionswerte verbessert.
Darüber hinaus eröffnen sich weitere Anwendungsmöglichkeiten für digitale Technologien im urbanen Raum. In Dublin etwa unterstützt eine App die Infrastruktur für Elektrofahrzeug-Ladestationen, während in Belfast das digitale Management für Krankenwagenflotten vorangetrieben wird. Innovationen, die Deutschlands Straßen sicher guttun würden.